Rattrapante
Im Luxusuhrenbereich ist der Begriff
"Rattrapante" – auch Doppelchronograph oder Schleppzeiger genannt – das Synonym für eine der anspruchsvollsten und exklusivsten Komplikationen der Uhrmacherkunst. Sie ermöglicht es, zwei separate Zeitintervalle zu messen, die zur selben Zeit beginnen, aber zu unterschiedlichen Zeitpunkten enden.
Was ist ein Rattrapante-Chronograph?
Ein normaler Chronograph verfügt über einen einzelnen Sekundenzeiger für den Stoppvorgang. Ein Rattrapante-Chronograph besitzt zwei übereinanderliegende Sekundenzeiger für die Stoppfunktion, oft zu unterscheiden durch eine leichte Differenz im Design, um sie auseinanderzuhalten.
Funktionsweise:
- Start: Beim Betätigen des Chronographen-Drückers starten beide Zeiger gemeinsam.
- Splitting (Zwischenzeitnahme): Durch Drücken eines zusätzlichen Drückers (meist bei 10 Uhr positioniert) wird der obere Zeiger angehalten, um die Zwischenzeit abzulesen. Der untere Zeiger läuft jedoch ungestört weiter.
- "Catch-up" (Wiederaufnehmen): Beim erneuten Drücken des Splitting-Drückers springt der obere Zeiger wieder zum unteren Zeiger, um ihn einzuholen und synchron weiterzulaufen ("rattraper" ist Französisch für "wieder einholen").
- Ende: Mit dem Chronographen-Drücker stoppt man beide Zeiger und kann die Endzeit ablesen.
Die technische Schwierigkeit, eine Rattrapante zu entwickeln und zu fertigen, macht sie zu einer der anspruchsvollsten Komplikationen.
- Zwei Chronographen in einem: Im Wesentlichen werden zwei Chronographenwerke in einem einzigen Gehäuse untergebracht, die perfekt harmonieren müssen.
- Zusätzliche Komponenten: Ein Rattrapante-Uhrwerk benötigt einen zweiten Kolonnenrad-Mechanismus, zusätzliche Hebel, Federn und Klammern, die den Schleppzeiger unabhängig steuern.
- Reibungsprobleme: Eine große Herausforderung besteht darin, die Reibung zwischen den beiden Sekundenzeigern zu minimieren, damit der Gang des Uhrwerks nicht beeinträchtigt wird. Viele Luxusuhren mit Rattrapante-Komplikation verwenden daher einen Entkoppelungsmechanismus, der die Räder trennt, sobald der Schleppzeiger gestoppt wird.
- Miniaturisierung: Die Anpassung dieser komplexen Mechanik an das begrenzte Volumen einer Armbanduhr war eine der größten uhrmacherischen Leistungen des 20. Jahrhunderts.
Aufgrund dieser Komplexität wird die Rattrapante-Komplikation nur von wenigen Uhrenmanufakturen beherrscht und umgesetzt, was sie extrem exklusiv und teuer macht. Uhren mit dieser Funktion gelten als Meisterwerke der Feinmechanik und sind begehrte Sammlerstücke.
Historische Wurzeln
Die Rattrapante-Komplikation hat ihre Wurzeln im 19. Jahrhundert, als die Präzisionszeitmessung in Wissenschaft, Navigation und Sport immer wichtiger wurde. Der Schweizer Uhrmacher Adolphe Nicole patentierte 1838 den ersten bekannten Schleppzeiger-Chronographen. Mit der zunehmenden Beliebtheit von Armbanduhren im 20. Jahrhundert wurde das Uhrwerk immer weiter miniaturisiert und in den prestigeträchtigsten Uhren verwendet.
Fazit
Ein Rattrapante-Chronograph ist nicht nur eine Uhr, sondern ein Stück technischer Geschichte und uhrmacherischer Exzellenz. Er steht für höchste Präzision und handwerkliches Können, das nur wenige Meister beherrschen. Für den Uhrenliebhaber ist die Rattrapante das ultimative Zeichen von uhrmacherischer Raffinesse und ein Beweis für die ständige Suche nach Perfektion in der Welt der Luxusuhren
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